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Er konnte die gleichf�rmig gewellten Sandd�nen der Staubw�ste
erkennen, jenseits des Bergschattens, so klar, wie es nur hier in der
W�ste m�glich war, den schwarzen Lavastein, auf dem er lag - und
dazwischen war nichts. Es schien, als existiere der Ausschnitt der
Welt, der zwischen ihnen und dem Kastell lag, einfach nicht.
�Das& das ist Zauberei�, murmelte eine Stimme neben ihm. Tori-
an wandte den Blick und starrte den Mann neben sich an. Nassan war
ein dunkelhaariger Bursche von h�chstens zwanzig Jahren, mit
schm�chtigen Schultern und einem etwas weichlichen, stets ver-
schlossenen und d�steren Gesicht. Er geh�rte zu der von Cathar ge-
dungenen M�rderbande, aber irgendwie pa�te er nicht dazu. Er war
still und in sich gekehrt, hielt sich meist ein wenig abseits von den
anderen, und obwohl eigentlich nichts an ihm auff�llig war, hob er
sich schon durch seine blo�e Anwesenheit von ihnen so stark ab, da�
sich Torian sogar an seinen Namen erinnerte. Er hatte schon mehr-
fach �berlegt, wie der junge Mann in diese Gesellschaft geraten
konnte, war aber nie dazu gekommen, ihn zu fragen. Nach kurzem
Z�gern schluckte er den scharfen Verweis, der ihm auf der Zunge
lag, hinunter. Im Grunde hatte Nassan nur ausgesprochen, was auch
er insgeheim dachte. Was sie alle insgeheim dachten. Diese lichtfres-
sende Schw�rze dort vor ihnen war nur noch mit Zauberei zu be-
zeichnen, wie diese ganze fremde Welt, die sie mit dem ersten Schritt
in den Fl�sterwald betreten hatten, von Magie durchdrungen zu sein
schien.
�Wahrscheinlich ist es nur eine Illusion�, wiegelte er ab, ohne da�
es ihm allerdings gelang, in seiner Stimme die �berzeugung mitklin-
gen zu lassen, die diese Worte eigentlich verlangt h�tten. �Wir d�r-
fen uns davon nicht verr�ckt machen lassen.�
Nassan nickte, dann seufzte er und trat ein paar Schritte zur�ck, um
aus dem Schatten des Felsens zu gelangen. Es war unglaublich, aber
die Dunkelheit tiefster Nacht und die grelle Helligkeit des Tages la-
gen in der Tat nur wenig auseinander. Nassan hob die linke Hand
�ber das Gesicht, um sich vor dem grellroten Sonnenlicht des Mor-
gens zu sch�tzen, wischte sich mit Daumen und Zeigefinger die Tr�-
nen fort, die ihm M�digkeit und Licht in die Augen getrieben hatten,
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und blickte beinahe and�chtig in die W�ste hinaus. �Ich habe mich in
den letzten N�chten oft gefragt, ob ich den Sonnenaufgang noch
einmal sehen w�rde. Vielleicht ist es heute das letzte Mal. Der Mor-
gen vor der Schlacht& � Er seufzte abermals. �Mein Gott, warum
mu� er immer so sch�n sein?�
Torian antwortete nicht. Was h�tte er auch sagen sollen? Es war
ein ausnehmend sch�ner Morgen, voller Ruhe und Frieden und einer
schwer in Worte zu fassenden Sanftheit, und trotzdem hatte - viel-
leicht f�r alle au�er ihm unsichtbar - der Tod bereits seine h��liche
Klaue nach dem kommenden Tag ausgestreckt. Er lauerte in den
Schatten, verbarg sich in den leise fl�sternden Stimmen, die der
Wind herantrug, und wartete dort oben in den finsteren Gew�lben
der Burg, die sich hinter der Wand unnat�rlicher Dunkelheit verbar-
gen. Und wenn dort oben wirklich etwas auf sie lauerte, dann w�rde
es eine Schlacht geben, und dann w�rde vielleicht wirklich keiner
von ihnen den n�chsten Sonnenaufgang erleben. Er fragte sich, ob
Nassan wohl mehr ahnen mochte, als er aussprach, aber er wu�te
auch, wie gef�hrlich Gedanken dieser Art waren, und da� er sie nicht
ohne Widerspruch hinnehmen durfte.
�Du bist ein Narr�, erwiderte er h�rter, als vielleicht notwendig
gewesen w�re. �Dies ist kein Platz f�r Tr�umer. Wenn du dauernd
nur an den Tod denkst, dann spring doch in die Tiefe, und du wirst
ihn kennenlernen.�
Nassan schien widersprechen zu wollen. F�r einen Moment flamm-
te Trotz in seinem Blick auf, dann purer Zorn: Sein Gesicht verzerrte
sich zu einer Grimasse, und er legte die Hand auf den Schwertknauf,
aber dann schien er sich im allerletzten Moment zu besinnen, wem er
gegen�berstand, und statt aufzufahren, atmete er nur lautstark aus.
�Schon gut, ich habe es nicht so gemeint�, lenkte Torian ein. Seine
Worte erschreckten ihn selbst. Er hatte Nassan nicht beleidigen wol-
len, aber wieder hatte er f�r wenige Sekunden diesen erschreckenden
Drang versp�rt, B�ses zu tun; seine innere Antwort auf die �u�ere
Umgebung. �In meiner Heimat gilt eine alte Weisheit�, f�gte er
rasch mit sanfterer Stimme hinzu. �Sie besagt, da� man den Tod her-
beilockt, wenn man allzu oft an ihn denkt. Konzentriere dich auf das,
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was vor uns liegt, nicht auf Gr�beleien �ber den Tod. Nicht jetzt und
nicht hier. Aber nun sei still.� Er machte eine befehlende Geste, um
seine Worte zu unterstreichen, l�chelte Nassan aber noch einmal
fl�chtig zu, und wandte sich dann wieder dem Berghang und dem
unheimlichen Schatten zu. Die Burg blieb, was sie war: ein d�sterer,
unheilverk�ndender Flecken Schw�rze. Wie ein Loch in der Wirk-
lichkeit.
Torian fror mit einem Mal noch st�rker als zuvor, und wie zur Ant-
wort auf seine Unheil ahnenden Gedanken erscholl irgendwo hinter
ihnen ein helles, trockenes Knacken. Er fuhr zusammen, packte sein
Schwert und ri� es aus der Scheide.
�Was war das?� fl�sterte Nassan. Seine Stimme kam Torian fremd
vor, so sehr zitterte sie vor Furcht und nur m�hsam unterdr�cktem
Entsetzen. Er antwortete nicht, sondern versuchte einige endlose Se-
kunden lang vergeblich, die Schw�rze um sie herum mit Blicken zu
durchdringen.
Dann wiederholte sich das Ger�usch, und es war sehr viel lauter
diesmal: ein helles Knacken, wie das Kollern eines Steins. Und eine
Sekunde sp�ter glaubte Torian einen Schatten zu sehen, der sich ih-
nen aus Richtung des Lagers n�herte. Wahrscheinlich einer der M�n-
ner, der schon fr�h aufgestanden war.
�Wer ist da?� rief Torian.
Der Schatten antwortete nicht, aber er blieb stehen: ein gro�er,
finsterer Umri�, gerade an der Grenze des Sichtbaren, jedoch un-
zweifelhaft der eines Menschen. Torian runzelte die Stirn, packte
sein Schwert fester und trat einige Schritte vor.
�Wer ist da?� fragte er noch einmal, sehr viel sch�rfer diesmal und
mit einer Kraft in der Stimme, die ihm der Zorn gab. Er machte noch
einen Schritt weiter nach vorn, und jetzt glaubte er die schwarze Kut-
te Cathars zu erkennen. Er atmete auf. �Bei Ch tuon, was soll das?�
fragte er �rgerlich. �Warum antwortest du nicht?� Er lie� sein
Schwert sinken.
Es war beinahe die letzte Bewegung seines Lebens und tats�chlich
die letzte, die Nassan wahrnahm.
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Die Gestalt verschwand blitzschnell und tauchte in der n�chsten
Sekunde wie ein Schatten wieder �ber ihnen auf; ein D�mon, den die
Nacht ausgespien hatte und der lautlos und schnell wie der Tod war.
Torian fand gerade noch Zeit, seinen schrecklichen Irrtum zu erken-
nen und herumzufahren, da blitzte es �ber ihm auf. Der S�bel der
schwarzgekleideten Gestalt beschrieb einen engen, unglaublich ra-
schen Halbkreis, trennte Nassans Kopf von den Schultern und hackte
noch in der gleichen Bewegung nach Torians Kehle. Torian warf sich
verzweifelt herum; trotzdem zerfetzte die rasiermesserscharf ge-
schliffene Klinge sein Wams und das Kettenhemd darunter und hin-
terlie� eine tiefe Wunde in seiner Schulter. Er br�llte vor Schmerz
und Schrecken, kam endlich auf die F��e und parierte den blitz-
schnell nachgesetzten Hieb des Angreifers mit seiner eigenen Waffe.
Es war, als h�tte er auf Stahl geschlagen. Sein eigenes Schwert,
ungeschickt und viel zu unkontrolliert in die H�he gerissen, wurde
ihm aus der Hand geprellt, und ein dumpfes Pochen zuckte bis in
seine Schultermuskeln hinauf und verwandelte sie in ein nutzloses
B�ndel aus Schmerz und verkrampftem Gewebe. Aber wenigstens
nahm er dem Hieb so gen�gend von seiner Kraft, da� die Klinge ihn
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