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spektive heraus- warum so viele Intellektuelle zu der groben Verwechslung von Mar-
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z.B. die "gehemmten und unterdrückten Vorstellungen" als psychischer Mechanismus hysterischer
Phänomene (s. Freud 1892-93a, GW.I, S. 13). An anderer Stelle spricht er von den pathologischen
Folgen der falschen Vorstellungen und darüber hinaus auch von den sogenannten falschen
Verknüpfungen, Übertragung genannt.
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Irion (S. 255) weist darauf hin, dass Freud in dieser Hinsicht "in höherem Maßen aufgeklärt [war],
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xismus und der seit 1917 als Staatsdoktrin etablierten und degenerierten Diktatur in der
Sowjetunion und den Satelliten gekommen sind.45 Hierzu sei bemerkt, dass westliche
Demokratie und Marxismus sich als Feindbilder gegeneinander etabliert haben. Man
vergisst leicht, dass die real existierende Demokratie von heute ebensoviel (oder eben-
sowenig) demokratisch ist, wie der real existierende Sozialismus von ehedem sozialis-
tisch war.
Die anti-marxistische Welle hat eine ziemlich lange Geschichte; sie war und ist,
vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, in großen Teilen Europas präsent. Das Nazire-
gime verabscheute und bekämpfte den Marxismus. Denken wir nur daran, dass die I-
deologen des Nazismus (Adolf Hitler, Joseph Goebbels, Heinrich Himmler, Rudolf
Hess, Adolf Rosenberg, Dietrich Eckart, Julius Streicher, Werner Best, Baldur von Schi-
rach) den Marxismus ausnahmslos als ausgesprochenen, semitischen Erzfeind betrach-
teten. Dies wissen wir heute viel klarer als früher dank der ausführlichen und wertvollen
Untersuchungen von Claus-Ekkehard Bärsch (1998), welche auch die unangenehme
Tatsache hervorheben, wie tief die christliche Ausprägung in den Naziideologen anwe-
send war.
Die militante Welle gegen den Marxismus, die in den neunziger Jahren des ver-
gangenen Jahrhunderts wieder ans Tageslicht kommt, hat vermutlich -zumindest in
Westdeutschland- teils mit der irrigen Verwechslung des Ulbricht-Honecker-Regimes
mit dem Marxismus zu tun. Dieses Phänomen beinhaltet, so scheint mir, einen gewissen
als viele seiner Zeitgenossen, die [sich] als humanistische Linksintellektuelle [ausgaben].
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Zumindest was die Staatsdoktrin anbetrifft, hat die Russische Föderation erst in ihrer Verfassung
vom 12. Dezember 1993 (Artikel 13, 2. Paragraph), also nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion,
diese Einstellung (Marxismus-Leninismus als offizielle Staatsdoktrin) radikal geändert, und zwar mit
folgender Feststellung: "Keine Ideologie darf als staatlich gefördert oder zwingend eingesetzt werden".
Nur wenige (ich einbezogen) sind der Ansicht, dass nicht der Sozialismus stirbt, sondern der "rohe
Kommunismus". Es wird also eine Haut abgestoßen, die schon tot ist. Wir stehen demnach vor der
Aufgabe, Sozialismus zu konstituieren, im Gegensatz zum rohen, reell existierenden Kommunismus
der damaligen Zeit. (s. Wagenknecht/Elsässer. Vorwärts und Vergessen? Hamburg (Konkret) 1996
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6.- Fundamentalismus, Aufklärung, Psychoanalyse
Hauch von sündenbockartiger Ablehnung des verarmten Bruders im ostdeutschen Ge-
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Theorie und Praxis, bzw. Lehrgebäude und ein gewisses Ausmaß von Militanz,
sind nicht zu trennen. Es handelt sich dabei nicht um ein theoretisches Monopol des
Marxismus, sondern wir finden dies in vielen Religionen und politischen Bewegungen,
Ghandis Strategie miteingeschlossen. Unglaublich lange bevor Marx seine Theorie-
Praxis-Dialektik erklärte, betrachtet z.B. das Christentum Militanz als einen seinem
Bemühen inhärenten, unabdingbaren Bestandteil. Missionarischer Eifer, Kreuzzüge und
sämtliche Arten von inquisitorischer Tätigkeit zeugen davon (vgl. Reemtsma l995).
Meiner Meinung nach sollte eine ganz andere Art von politischer Praxis gefördert
werden, welche immer weniger mit Machtausübung zu tun hat, und daher eine zwar
immer noch unvermeidliche, aber viel "sanftere" Militanz mit sich bringt, wie die Bür-
gerinitiativen reichlich bezeugen. Das Spektrum von Möglichkeiten erweist sich hierbei
als recht groß. Ein anderer, ungeheuer komplizierter Schritt wäre, Mittel und konkrete
Wege zu finden, jene Art von Kulturkampf zu betreiben, die dem Bürger helfen könnte,
mit seinen seelischen Schwierigkeiten besser umzugehen. Tatsache ist nun die allgemein
anerkannte Beobachtung, dass es demjenigen, der sich in seiner Gesellschaft engagiert
und aktiv etwas unternimmt, um sie zu verbessern, innerseelisch besser geht. Das löst
allerdings keineswegs das Problem, dass gerade "Kulturkämpfe" in kleinen, sektenhaf-
ten Minderheiten ebenso zu wunderbaren "Heilungen" führen können. Anders ausge-
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Horst-E. Richter (1995, S. 182) hat zu der Beziehung Ost-Westdeutschland außerdem noch ein
anderes Element hervorgehoben, nämlich folgendes: "Die Sieger fanden in Westdeutschland ein Volk
von willigen Musterschülern vor, die gar nicht schnell genug beweisen konnten, wie gern sie ihre
gesamte Kultur nach dem importierten Vorbild anzupassen willens waren". Und die Sieger waren
natürlich offensichtliche Feinde des Marxismus.
Mildere, aber doch weitreichende Auswirkungen der Anti-Marxismus-Welle spiegeln sich in der
Tatsache wieder, dass Marx und Engels als hervorragende deutsche Denker aus der Anthologie
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